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Aufwärts
Jahrgang 8, Nr. 7 (March 31, 1955)
Navajo, die Geschichte eines Indianerjungen, pp. 4-5
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einen Jahr Wehrmachtsdienstzeit schon zwei J worden. n Folgen zu sagen h imal aufg zum 16. r ist es: zu oft über- rieben, was rz 1935 und Algenmeine Wehrpflicht in der Frage der Wieder- erade noch gefehlt, daß sich Englands diesem verfaulten Problem entzweitel b 403 600 Deutsche Mark hat das Bundesfinanz- ministerium an zusätzlichen Repräsentations- für die Staatsbesuche ausländischer Potentaten im ngenen Rechnungsjahr ausw&rfen müssen. In dieser e sind die Kosten der besuchten Städte und der aud für den überdimensionalen Polizeieinsatz natür- ch nicht einbegriffen. Hinzu kommen über 300 000 [ie der deutsche Bundeskanzler seinerseits für Aus- isen aufgewendet hat. tto: Lebt lustig und in Freuden, solange ihr noch . oder Kanzler seid! UAuf Anordnung des neuen sowjetischen Ministerpräsidenten, Marschalls Bulganin, wurde der sowjetische Kultusminister Alexandrow <wegen Unfähigkeit' seines Postens enthoben. Alexandrow - früher Leiter des Propagandakomitees der KPdSU - ist der siebte prominente Sowjetpolitiker, der seit Januar wegen Unfähigkeit, Pflichtvergessenheit oder <schwerer Abirrung' seInen Posten quittieren mußte. - Die Russen scheinen auf ihre Weise das Beispiel Frank- reichs nachahmen zu wollen. Großes Aufsehen erregte die Veröffent- lichung der Dokumente der Jalta-Konferenz, die Churchill, Roosevelt und Stalin- die <Großen Drei« - im Februar 1945 auf der Krim abhielten. Aus den Doku- menten geht hervor, daß die Siegermächte die Aufteilung Deutschlands in vier oder fünf Teilstaaten planten. Von Churchill,dem einzigenUberlebenden der Jalta-Konferenz, ist eine Reihe zynischer Äußerungen über das polnische Schicksal und das Los der deutschen Ostvertriebenen ans Licht gekommen, die das Prestige des <großen alten Mannes" nicht gerade gehoben hat. Neuer Beweis, wie sinnlos der Krieg ist und - daß man die Politik nicht allzu gläubig den <großen Staats- männern" überlassen sollte! VOhne großes Aufsehen trafen sich in Bad. Godesberg eine Delegation des Bundes- jugendringes und Vertreter der ostzonalen FDJ. Das Ge- spräch wurde vor allem zur Klärung des Schicksals zahl- reicher in der Sowjetzone verhafteter Jugendlicher geführt. Die FDJ-Vertreter machten die Zusage, sich ,durch ihren' Einfluß bei den Regierungsstellen" um die Freilassung von aus politischen Gründen inhaftierten Jugendlichen zu bemühen. - Wenn wir durch, solche Gespräche Menschen befreien können, sollte das Beispiel Schule machen. Ich bin kein Mensch, in dessen Leben Gedenktage eine besondere Rolle spielen. Ich gehöre sogar zu den Män- nern, die - zum Leidwesen ihrer Frauen - schon einmal den eigenen Hochzeitstag vergessen haben. Und doch gibt es einen Tag, den ich nie vergessen werde. Er hat mein Leben - und ich glaube das von Millionen Menschen - verändert wie kein anderer Tag. Es war der 16. März 1935. Ich war damals knapp 20 Jahre alt und lebte bei meinen Eltern zu Hause in Ostpreußen. Beruflich steckte ich noch in ddr Ausbildung. Als ältester von drei Söhnen sollte ich einmal meines Vaters Apotheke übernehmen, die mein Vater schon von seinem Vater übernommen hatte. Jener 16. März war ein Sonntag und ,Heldengedenk- tag. Wir hatten Kaffee getrunken und hörten Radio. Goebbels sprach aus dem Berliner Sportpalast, Dort fand damals die Hauptfeier für die Gefallenen des ersten Weltkrieges statt. Am Schluß seiner ellenlangen Rede verkündete der Reichspropagandaminister die Wiederein- führung der allgemeinen Wehrpflicht. .Ach, du lieber Gott, sagte meine Mutter. Mein Vater sah uns drei Jungen der Reihe nach an und meinte dann: Da müßt ihr also Soldat werden.« Am Abend dieses Sonntags kam unsere Nachbarin, eine Frau Georgi, noch zu uns herüber. Frau Georgi hatte zwei Söhne. Der eine war so alt wie ich, der andere zwei Jahre jünger. Ihr Mann war 1917 vor Verdun gefallen. Als sie mit meiner Mutter über <das, was da gerade durchs Radio gekoinrmen war, sprach, weinte sie. Musterung Zwei Monate später, Ende Mai 1935, stand ich eines Tages vor einer Litfaßsäule. Zum ersten Male in meinem Leben las ich ein Plakat von der ersten bis zur letzten Zeile. Das -Plakat war dunkelrot, die Schrift schwarz. Das Wort, das mir am meisten auffiel, hieß: ~Musterung.» Es stand in fetten Druckbuchstaben an auffallender Stelle. Ich hatte es nie zuvor irgendwo gedruckt gesehen, hatte es nie gelesen, nie gehört, nie ausgesprochen. Durch den Muste- rungsaufruf kam mir zum erstenmal zum Bewußtsein, daß ich ein <Jahrgang" war, und zwar - zu allem Ubel - der Jahrgang 1915. Wäre ich <Jahrgang Vierzehn' gewesen, wäre mir wenigstens das halbe Jahr Arbeitsdienst erspart geblieben. Mein Vater riet mir, mich zurückstellen zu lassen. Der Grund <nocf mitten in der beruflichen Ausbildung» reichte aus, um den Gestellungsbefehl anderthalb Jahr hinaus- zuschieben. Noch bevor ich im Frühjahr 1937 zum Arbeits- dienst eingezogen wurde, waren laut Gesetz aus dem Aus zwei Jahren wurden zehn' Im Herbst 1937 ging ich - mit einem Köfferchen in de Hand - zum erstenmal in meinem Leben durch ei Kasernentor.<Zwei Jahre', dachte ich, <was ist das für eine lange ZeiLt." An diesem Tage zog ich mit der freund lichen Unterstützung eines Kammerfeldwebels, meines Stubengefreiten und meines Korporalschaftsführers einE Soldatenuniform an. Als ich sie auszog, schrieben w r 1947. In diesem Jahr kam ich aus der Gefangenschaft zi.: rück. Aus den endlos langen' zwei Jahren waren zehn- geworden. Ich war inzwischen 32 Jahre alt, aber ei., .fertiger Apotheker" war ich noch immer nicht. Das wzr auch nicht mehr so wichtig, denn die Apotheke war futsch Und mein Vater war auch nicht mehr da. Die Russen haben ihn mitgenommen, und er ist bis heute nid't zurückgekommen. Meine Mutter haben sie nicht wec- geholt. Sie ist drüben geblieben und - wie ich hörte - drüben gestorben. Meine beiden Brüder sind gefaller . Ich habe die Apothekerlaufbahn aufgegeben; ich hätte mit 32 Jahren noch einmal zur Universität gehen müssen. Ich weiß: das haben viele in dem Alter getan, und manch' waren noch älter. Aber ich hatte in den ersten Jahren nach meiner Rückkehr aus der Gefangenschaft alle Hände voll zu tun, um meine Frau, mein Kind und mich einiger- maßen satt zu bekommen. Dann mußte ich mich mächtig beeilen, daß ich den Anschluß ans normale Leben nicht verpaßte. Schließlich hat's geklappt: Ich bekam eine Stel- lung. Die habe ich heute noch. Und ich bin im Laufe der Jahre sogar ein bißchen nach oben geklettert. Ich habe einen Sohn Wenn Sie so wollen, habe ich bei allem also noch ziemlich viel Glück gehabt. Hab' ich auch: Ich bin nur dreimal leicht verwundet worden. Ich hätte ein Bein verlieren können, oder beide, oder einen Arm, oder beide; ich hätte blindgeschossen werden können, oder ich könnte heute noch mit einem Splitter in der Lunge umherlaufen, Schließlich hätte ich auch fallen können - wie die beiden Söhne der Kriegerwitwe Georgi, wie meine Brüder. Wirk- lich, ich habe Glück gehabt, wenn man die Sache am Unglück der anderen mißt. Und ich habe einen Sohn: Der ist jetzt dreizehn. Weil man jetzt gerade wieder dabei ist, die allgemeine Wehrpflicht zu proklamieren, und weil der Krieg erst gerade zehn Jahre zu Ende ist und die letzten Gefangenen noch immer nicht zu Hause sind, deshalb erinnere ich mich dieses Jahr ganz besonders heftig an den 16. März 1935. Und ich überlege, was ich wohl für meinen Jungen tun kann, damit die bevorstehende Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht sein Leben nicht ebenso durch- einanderbringt, wie die damalige meines und das von Millionen Männern durcheinandergebracht hat. Denn daran, daß diesmal alles anders wird, daß es diesmal bei 18 Monaten Dienstpflicht 12 Divisionen, bei Reserve- übungen und Manövern bleibt, daran - wissen Sie- kann ich nicht so recht glauben. Dazu sitzt mir der 16. März 1935 noch zu sehr in den Knochen. Navajo, Während in der Wüste von Nevada ein d Atomversuch dem anderen folgt und diee eines Militärausgaben der USA eine Rekordhöhe erreicht haben, . U hat der amerikanische Präsident Eisenhower jetzt einen <Minister für Abrüstung" ernannt. Harold Stassen, der bisher das Amt für Auslandunternehmen leitete, wird läditnedunuen die neue Aufgabe übernehmen. - Rüstet auf und rüstet ab; Wenn ich nur die Profite hab'!" (Aus der Ballade des Kriegsgewinnlers) Aus Irland kommend, landete der Führer der einstigen Schwarzen Front Hitlers, Otto Strasser, wieder im heißgeliebten Deutschland, das er wieder einmal erneuern will. Auf der ersten Presse- konferenz in der einstigen Hauptstadt der Bewegung, München, gab er gleich seiner Meinung über das gegen- wärtige Deutschland beredten Ausdruck, dessen Parteien <doch alle Sauhaufen" seien. Darum will er auch keine neue Partei gründen, sondern statt dessen Freunde in den bestehenden Parteien suchen und mit ihrer Hilfe .einen Ständestaat auf dem Boden des Solidarismus demokratische Deutschland wird auch g" noch ertragen können. erksdiaftsbundes. 6. Verlagsleiter: ans Dohrenbusdi. )4 81. AUFWARTS Diese Geschichte von dem kleinen Navajo ist vielleicht das Schönste, was bisher im im vom Zusammenprall alteingesessener Indianer mit der Zivilisation des weißen Mannes erzählt wurde. Fern von aller ,Western'-Sensa- tionsromantik wird dabei - in einfachster Fabel - aus uralten Spuren und an einigen letzten Nachfahren noch einmal die Größe, Weisheit und Tragik des indianischen Volkes der Vergessenheit entrissen. Ein wagemutiger, unabhängiger amerikanischer Produzent hat den Film, frei von aller Hollywood-Routine, mit einem kleinen, erlese- nen Aufnahmestab in den Indianer-Reservaten Nord- amerikas gedreht. In einzigartiger Weise ist es dem Autor-Regisseur Norman Fester gelungen, Kultur- und Spielfilmelemente zu wundervoller künstlerischer Einheit zu verschmelzen. Als .Spitzenleistung in senerArt" wurde der Film mit dem Prädikat <Besonders wertvoll' ausge- zeichnet und neben der hervorragenden Regie-, Kamera- und Darstellerleistung besonders das Spiel des kleinen Navajo lobend hervorgehoben. Hier ist seine Geschichte, wie sie der Film in herrlichen Bildern mit großartigen Landschaftsaufnahmen erzählt: In den Blauen Bergen von Arizona lebten die Rothäute vom Stamm der Navajo. Sie haben eine ruhmreiche Ge- schichte hinter sich mit vielen Kämpfen gegen ihre Feinde, die Utahs, -und gegen die Angriffe der weißen Soldaten. Dort lebt auch der <Sohn des Jägers«. Er ist erst sieben Jahre alt, aber er ist stolz darauf, ein Navajo zu sein. Er muß Schafe und Ziegen hüten und lebt mit seiner Mutter -.Gute Weberin" genannt - und mit seinen Ge- schwistern zusammen. Sein Vater ist schon seit IUngem weggegangen, um für die Weißen zu arbeiten, bei der Eisenbahn. Aber da war noch der Großvater, der <Grauer Sänger" genannt wird. Er ist sehr weise und war einmal Medizinmann. Er kann Sandbilder machen und kennt viele schöne Lieder. Er war es auch, der dem Jungen von der Geschichte und den Erlebnissen der Vorfahren erzählte. Eines Tages mußten sie einen anderen Lagerplatz suchen, weil die Eule bei Tage dreimal gerufen hatte und man die Warnung derEule niemals unbeachtet lassen darf. <Grauer Sänger' ritt mit dem Jungen ins Great Rock Cafion, wo es die vielen Pinonnüsse gibt. Dort sind die wilden Felsen so himmelhoch und die Täler so abgrund- tief, daß einem fast der Atem stockt. In den unzugäng-
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