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FRITZ TRŸGT BRITCHEN AUS... ... UND WAS SAGT DAS GESETZ DAZU? i~~e Wdd Bestelle den Gewerkschaftsjugend- Kalender 1952 schon jetzt bei den J Funktiondren deiner Gewerkschaft, auf deinem Gewerkschaftsb¸ro oder bei ; b dem Jugendleiter. ; VIELEN WUNSCHEN NACHKOMMEND, t 6 lassen wir in diesem Jahre eine Ein- banddecke f¸r den Aufwdrts 1951 her- stellen. Wer bis zum 20. November t 1 bestellt, erhdlt die Einbanddecke zum Vorzugspreis von 2,10 DM portofrei ; -z ¸bersandt. 0>.S.^ Fritz geht noch zur Schule, aber da er schon jetzt seinen Eltern helfen will, tr"gt er fr¸h beim B"ckermeister Mehl die Br–tchen aus. Darf er das, oder darf ihn der B"cker die Br–tchen austragen lassen? Diese Frage beantwortet ein Beamter des Gewerbeaufsichtsamtes, der sich auf einer Kontrollfahrt durch sein Revier befindet: "Das ist nat¸rlich nicht statthaft. Vor dem morgendlichen Schulbeginn d¸rfen die Schul- pflichtigen keine Br–tchen austragen, und wir werden gegen jeden B"cker einschreiten, der gegen dieses Verbot verst–þt.' Bevor ein Br–tchen am Morgen knusperig auf dem Fr¸hst¸ckstisch liegt, ist nicht nur eine Menge Arbeit notwendig, sondern es Eind auch zahlreiche gesetzliche Bestimmun- gen zu beachten. Da ist zuerst einmal das Nachtbackverbot. Vor vier Uhr morgens darf niemand die Backstube betreten. Lei- der st–ren sich manche B"ckermeister nicht daran, sondern beginnen schon um zwei Uhr oder sogar noch fr¸her mit dem Backen. Das wiederum bedeutet, daþ die Beamten des Gewerbeaufsichtsamtes sich manche Nacht äum die Ohren schlagen m¸ssen". Dann fahren sie die Ortschaften ab und suchen jede B"ckerei auf. ,Durch unsere Kontrollen haben wir wenigstens erreicht, daþ kaum noch Lehrlinge nachts in den Backstuben sind," erkl"rt der Beamte, wenn wir auch bisher noch nicht erreichen konnten, daþ das Backen nicht vor vier Uhr in allen B"ckereien beginnt." Auch das Austragen der Backwaren ist ge- setzlich geregelt. Die Belieferung der Filial- betriebe darf nicht vor 6.15 Uhr und das Br–tchenaustragen nicht vor 6.30 Uhr vor- genommen werden. Und, selbstverst"nd- lich, es d¸rfen keine schulpflichtigen Kin- der sein, die morgens das Br–tchenaustragen vornehmen. Diese Regelung ist getroffen worden, damit die Sch¸ler nicht schon m¸de zur Schule kommen und kaum noch in der Lage sind, etwas in sich aufzunehmen. Uber all diese Dinge wacht das Gewerbe- aufsichtsamt. Auch Heinz, der jetzt als Lehrling beim Metzgermeister Wurst arbei- tet, kann sich an das Gewerbeaufsichtsamt wenden, denn seine Arbeitszeit f"ngt mor- gens fr¸h um siebeni Uhr an, und abends steht er oft noch um acht oder gar neun im Schlachtraum. Am vorigen Freitag hatte er Berufsschule, aber da sich die Arbeit h"ufte, bestellte ihn der Meister auf mor- gens fr¸h sechs Uhr, und dann arbeitete er bis zehn Uhr. Um neun Uhr sollte er eigentlich schon in der Berufsschule sein, aber so wurde es erst gegen halb elf Uhr, als er endlich, m¸de und schon abgespannt, im Klassenzimmer saþ. Auch Heinz d¸rfte von dem theoretischen Wissen, das ihm die Berufsschule vermitteln soll, nicht viel mit- bekommen. Dieser Fall kann ebenfalls vom Gewerbe- aufsichtsamt ¸berpr¸ft werden. Der Metzger- meister verst–þt einmal gegen das Jugend- schutz- und zum anderen gegen das Be- rufsschulgesetz. Eine bedauerliche Tatsache ist es, daþ manche Richter die Verst–þe gegen das Arbeitsschutzgesetz mit einer Milde ver- -urteilen, die direkt zum Ubertreten anreizt. Oder war der Richter, der den B"cker- meister Mehl, Inhaber eines Stammbetrie- bes mit zehn Filialbetrieben, wegen Uber- tretung des Nachtbackverbotes mit einer Geldstrafe von 6.- (sechs!!) DM bestrafte, der Meinung, daþ bei solchen ,abschrecken- den' Strafen das Nachtbacken aufh–rt? Ki .Fremd Im eigenen Haus', biographischer Roman von Irving Stone, Universitas-Verlag, Berlin. 555 Seiten, Ganzleinen Irving Stone erz"hlt uns in diesem Buch das Leben eines auþergewohnlichen Mannes, des amerikanischen Sozialsten Eugene V. Debs, der viermal als Pr"si- dentschaftskandidat der USA aufgestellt wurde. Mit 14 Jahren kommt Debs als Arbeiter auf den G¸terbahnhof, ein Jahr sp"ter ist er Lokomotivheizer. Seine Mutter verbringt schlaflose N"chte, weil bei der schweren Arbeit soviel Heizer verst¸mmelt oder get–tet werden. Darum gibt er den Bahndienst auf und wird Handlungsgehilie. Seine Gedanken aber bleiben bei den M"nnern auf der Lokomotive, die durch die Ausbeutungsmethoden einer Siebzigstunden- woche restlos verbraucht werden und sich oft dem Trunk ergeben. Die h"ufigen Unf"lle machen viele M"nner arbeitsunf"hig und bringen die Familien in bitterste Not. Es bedarf nur eines kleinen Anstoþes, um Gene, wie er allgemein genannt wird, zur Gr¸ndung einer Eisenbahnergewerkschaft zu bewegen. Er tritt in die Arbeiterbewegung ein, um fur eine Unfallversicherung zu sorgen, und kommt nach aufreibenden Kampfen mit den Eisenbahndirektionen, und immer wieder be- hindert durch den stumpfen Widerstand der Arbeiter selbst, zu den grundlegenden Gewerkschaftszielen: k¸rzere Arbeitszeiten, bessere L–hne, Betriebs sicherheit. Ein gigantischer Kampf wird hier von einem Men- schen gek"mpft, der, pers–nliches Gl¸u und Behag- lichkeit nicht achtend, nur seinen Br¸dern helfen will. Um seines groþen Zieles willen bindet er sich nicht an seine Jugendgeliebte. Die Frau, die er sp"ter heiratet, steht vom ersten Tage an im Lager der Gegner. - Gene Debs hat f¸r seine Uberzeugung und seine Arbeit immer wieder den eigenen Kopf hin- gehalten. Parteiische Richter bringen ihn ins Gef"ngnis und f¸r Jahre ins Zuchthaus von Atlanta, Gewerk- schaft und Partei werden aufgel–st und terrorisiert. Er ist immer erm¸det, schlecht ern"hrt, schlaf- und ruhebed¸rftig und kennt keinen Feierabend. Seine Kraft holt er sich aus der Kameradschaft der Arbeiter, die ihn immer wieder dahin stellt, wo die Entschei- dungen fallen. Mit unersch¸tterlicher Treue h"lt er zu ihnen und gelobt sich, als er, fast siebzigj"hrig, durch Amnestie aus dem Zuchthaus entlassen wird: äSo- lange es eine untere Klasse gibt, will ich ihr helfen. Solange es eine Arbeiterklasse gibt, geh–re ich zu ihr. Solange ein Mensch im Gef"ngnis ist, bin ich nicht frei.' Ein Buch, das interessant und spannend geschrieben ist und dem man w¸nscht, daþ es in viele H"nde kommt. H. C. 11 Im Lauf der 6000 Fenster spielt sich der Arbeitstag der Fensterputzer des UNO-Geb"udes in New York ab. Die Fenster der 39 Stockwerke sichern ihnen eine Lebens- stellung, denn ihre Arbeit reiþt nicht ab. Das Bild ging uns nicht als Le- serfoto zu, aber es gefiel uns so gut, daþ wir unsere Fotofreunde beson- ders darauf auf- merksam machen m–chten, denn wir glauben, daþ sie ab und zu eine Anre- gung n–tig haben. Das soll aber nicht heiþen, daþ wir nun mehr oder weni- ger erkennbare Ko- pien dieses Bildes sehen m–chten. Es soll nur zeigen, daþ es unendlich viele M–glichkeiten gibt, das wahre Leben fo- tografisch zu sehen.
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