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Betr. Remilitarisierung Erst gestern durfte ich Zeuge eines Gespraches in der Straþenbahn sein, als sich einige junge Men- schen ¸ber das Thema Einberutung' unterhielten. Es wurde hin und her geredet, jedoch war man sich dar¸ber einig, daþ man beim nachsten Treffen' ganz bestimmt doch wieder dabei ist .Was willst du schon unternehmen, du bekomn.st einen Schein in die Hand gedruckt; und damit ist der K"se gegessen. Gehen muþte, wenn nicht. wirste geholt, und dann geht viel- leidht die R¸be floten. Ein anderer sagte darauf: .Nun ja, da wird eben wieder einmal marschiert. aber diesmal wird sicher das letzte Regiment ein deutsches sein. Im ¸brigen kommt f¸r mich nur ein Job beim Troþ in Frage.- Ist es Unwissenheit oder Dummheit? Die so reden, krnnen nicht viel Selbstvertrauen haben. Sonst muþte er ihnen bewuþt werden, daþ nur allein sie es in der Hand haben. ja oder nein zu sagen Wichtig ist, daþ diese wie auch sehr viele andere Menschen ihre Minder- wertigkeitskomplexe beseitigen, die wohl als die Nach- wehen einer kadavergehorsinren Zeit anzusehen sind. Man kann allerdings bei solchen Reden leicht zu dem Schluþ kommen, daþ der Inbegriff einer Kultur der Deutschen lediglich der Gebrauch eines verderblichen, selbstm–rderischen Schieþprugels sei, Glucklicherweeise gibt es daneben aber noch eine Reihe vernunftbegabter Mitb¸rger, auch in Deutschland. Auf jeden Fall sollten wir als junge Menschen grundsatzlich umdenken, d. h. mit m–glichst wenig Illusionen an die Dinge des tat- lichen Lebens gehen und diese mit kritischen. pr¸fenden Augen betrachten. Denn mit der Illusion. daþ es un- seren Kindern vielleicht einmal besser gehen wird, ist uns nicht geholfen, denn diese Kinder werden eben- falls dieser Phraseotogie zum Opfer fallen. Otto Drescher Zum Leserbrief Schon u iederi in Ihrer Ausgabe vorim 8. April 1950. Ihr Leser Karl bedauert, daþ man im Ausland schon wieder "brauchbare Bundesgenossen f¸r konmmende Zwischenfalle sucht. Was England betrifft, m–chte ich zun"chst betonen, daþ die groþe Mehrheit des Volkes absolut gegen die Aufstellung einer deutschen Armee ist. Man spricht lediglich von einer westeuropaischen Armee, in der auch Deutsche, zusammen mit An- geh–rigen der anderen Staaten, dienen sollten, Im Grunde genommen wollen wir ¸berhaupt kein Miti- rar und waren nur zu gl¸cklich, unsere eigenen Ver- leidigungskrafte auf ein absolutes Minimum zu redu- deren und auf diese Weise ein Viertei unserer er- druckenden Steuerlast f¸r positivere Aufgaben zu ver- wenden. Wie stellt sich der "kleine Moritz eine eventuelle Verteidigung Deutschlands gegen den Ostern vor? Deutschland vollkommen offen zu lassen, ware eine Einladung an die ostlichen Versklaver und wurde letzten Endes den Untergang ganz Westeuropas be- deuten, Anderseits kann man es kaum von uns ver- langen, Deutschland zu verteidigen, w"hrend die Deut- schen mehr oder weniger passiv beiseitestehen und dadurch. daþ sie kein Geld f¸r ihre Verteidigung aus- n1geben brauchen. groþe wirtschaftliche Vorteile er- langen. Wir hassen den Krieg und freuen uns, daþ die Nisten Deutschen ihn nun auch grundliih satt haben. krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Es fragt sich nun, ob es nicht ein gr–þeres Verbrechen ist, Millionen anstanudiger Menschen der Sklaverei und dem lebendigen Tod preiszugeben oder ,ls wir es nicht der Welt und uns selber schulden, unsere Ideale zu ver- tlidigen. wenn sie bedroht und angegriffen werden. K. H. Farnham, Northampton England Zum Thema ,.s'erkstudententum mochte ich als Wer,- student sagen, daþ eine Verherrlichung des Werk- studenten-ums ein zweischneidiges Schwert ist. Nie- mand vermag zwsei F;Herren zu dienen. Die Ferien haben f¸r den Studenten schon ihren Sinn und sind fur den wissenschaftlich Tatigen sehr n–tig zum Studium. Leider ist die Zahl der Studierenden, die sich durch Ferien- arbeit ihr Studium finanzieren m¸ssen. groþ. Wir Werk- studenten sind froh, daþ es noch Mitstudenten gibt, die auf Grund ihrer sozialen Lage die Ferien dazu nutzen k–nnen, wozu sie da sind, Durch Berichte wie letzthin wird deni jungen arbeitenden Menschen nicht die objektive Einsicht in die Dinge, wie sie sind, ver- mittelt. Dunkel, Fehler, ja Lumpen gibt es in allen Schichten und in allen Lagern. Oder sollte die Gewerk- schaft behaupten k–nnen, daþ sie die Bewegung der Reinen und Edelm"nner ist und in ihren Reihen keine Elemente stehen, die von egoistischen Motiven bewegt werden? Wenn sie wirklich Volksverbundenheit erreichen sol- len. dann nur, wenn wir die Scheuklappen ablegen und uns bemuhen. nicht nur unsere eigene Umwelt und N–te zu sehen. sondern auch den anderen verstehen zu lernen. Mit herzlichem Gruþ Heinz M¸ller, Aachen. Eindruck von Heinrich Heine Ich bin 17 Jahre alt und wurde w"hrend der Zeit rles Nationalsozialismus einseitig erzogen. Nie hatte ich mich mit Literatur besch"ltigt, und w"hrend des Krie- ges war das auch gar nicht m–glich. Nach der Kapi- tulation bestand die Erbschaft des Krieges nicht nur aus Ruinen sondern unser Geist glich ebenfalls einem hoffnungslosen Tr¸mmerhaufen. Zufallig sah ich bei einem Bekannten Heinrich Heines .Buch der Lieder=. und man erz"hlte mir, daþ die Nationalsozialisten die B¸cher Heines verbrannten, weil er Jude war. Aus Neugier las ich das Buch und war davon ganz begeistert. Ich hatte nun den Wunsch, auch Heines Prosawerke kennenzulernen. und setzte alles daran, mir diese zu beschalfen Nach ihrer Lekt¸re verstehe ich den Dichter immer mehr. Nicht allein seine groþen Darstellungen lassen alles zu einem bedeutenden Erlebnis werden, sondern auch die Beherrschiinq der Sprache, sein Witz, sein uber- miotiger Spott und die funkelnde Ironie sind einzig- artig. Ich kann sehr gut verstehen, daþ die Melodik seiner Verskunst die Komponisten reizte, seine Lieder zu vertonen, und das veranlaþt mich (ich m–chte Mu- siker werdenl wiederum. Heine nicht nur als groþen deutschen Dichter, sondern auch als Freund der Ton- kunst zu betrchten. Ich kann es als Jugendlicher nicht begreifen, daþ Heines Werke verboten wurden, nur weil er Jude war. Auch fids Lied: Ich weiþ nicht, was soll es beiteuten' durfte nicht gesungen werdien, weil er der Dichter des Textes swai. Was hat das mit Politik zu tun? Heinrich Heine hat mich so beeindruckt, daþ ich alle seine Werke mit der gleichen Begeisterung lesen uerfle. Horst Mever. Overath, Ringmauer Putzsklave oder Haushaltiehrling?- Kurzlich nahni ich an einer Jugendleitertagung in Oberhausen teil. auf der nian sch, angesichts des Mangels an Lehrstellen fur die schutentlassenen Mid- b.-n, f¸ir die V'. :edereinfuhriing des Haushaltpflicht- iahres einsetzte. AWie denkt man sich eigentlich die Ausf¸hrung dieses Planes? Will man das Pflichtjahr der Nazizeit wieder a:isgraben, s o der .Undiigen Frau' mit Beziehungen zim Arbeitsamt ein M"dchen zugeteilt wurde, das sie nun f¸r noch weniger als den Hungerlohn. den eine Hausangestellte erhielt, ausbeuten konnte? Wie oft kamen die Madchi-n in kinderreiche Fanii- lien, in ilenen sie weit ¸ber ihre Kr"fte beansprucht surden, Selbst noch ein Kfnd. muþten sie sich mit sier oder f¸nf Kleinen abschleppen. Die Hausfrau k¸unmerte sich bald nur noch um das Kochen und den Einkauf, alle gr–þere Arbeit, Putzen, Windeln waschen. muþten die Vierzehnjahrigen ausliihren. Wollen wir diese Zustande wieder schaffen? Gewiþ ist es lur ein M"dchen wichtig, daþ es etwas vom Haushalt versteht. Aber zum Putzsklaven sollten wir es nicht werden lassen. Darum sollten die M"dchen Der handwerklIche Lehrvertrag und das Verlabren in Lebrlingsstreltigkelten. Von Dr. Theodor Rohlfing. Amtsgerichtsdirektor. Industrie- und Handelsverlag, vW alter Dorn GmbH.. Bremen-Horn, 104 Seiten. .Sieht man das Lehrverhaltnis als eine besondere Form des Arbeitsverh"ltnisses an. dann hnden die Bestimmungen ib er den Arbeitsvertrag mit ihren ein- zelnen Formulierungen Anwendung. Umgekehrt schlieþt die Auffassung des Lehrverh"ltnisses als eines Be- ruifserziehungsverhaltnisses die Anwendung von Be- stimmungen, die auf den Arbeitsvertrag zugeschnitten sind, aus." Der Verfasser geht mit einer erstaunlichen Konse- quenz den zweiten Weg. Er kommt hierbei zu Ansichten, die einzig und allein aus dem Wunsch zu erkl"ren sind, das Arbeitsrecht for das Lehrverh"ltnis auszu- schalten. Seine Ansichten sind weder theoretisch fun- diert noch praktisch brauchbar. Es ist nicht recht ver- standlich, daþ s ch der Handwerkskammeitag in der britischen Zsne und die Fachverbande des Handwerks, die der Herausgeber unter Pr"sident R. Uhlemeier in Hannover als Auftraggeber bezeichnet, mit dem Buch befaþt und die Ansichten des Verfassers weiten Krei- sen des Handwerks zuganglich macht. Was soll man etwa dazu sagen, daþ der Verfasser meint, das Lehr- verhaltnis sei grunds"tzlich der Tarifregelung unzu- ganglich'. M:t dem Wesen des Lehrverhaltnisses sei es unvereinbar, die Regelung der Lehrlingserziehungs- beihilfe im Tarifvertrag vorzunehmen. Die positiv rechtliche Regelung steht dem Paragraphen 91 Abs. 1 Arbeitsgerichtsgesetz entgegen. Nur i n n e r h a 1 b des Arbeitsrechts kann das Recht des Lehrlingsver- haltnisses betrachtet werden. Das Lehrverh"ltnis ist kein Erziehungsverhaltnie, sondern Arbeitsverh"ltnis. Der Lehrvertrag ist Arbeitsvertrag, was nicht aus- schlieþt, daþ das Lehrverhaltnis besondere Z¸ge tragt. Die Lehrlingsverg¸tung ist nicht Erziehungsbei- hilfe. sondern Lohn. Wenn Frigen des Lehrverh"lt- Das sowjetrussische Ehrenmal in Berlin mit dem zerschlagenen Hakenkreuz. Davor eine Ehren- wache der Volkspolizei. Erinnert sie in ihrem Aussehen nicht an eine Einheit, die Deutschland zwolf Jahre in Schrecken versetzte: Foto: dpa nur in Lehrbcishalten beshiaftiqt werden. Die Haus- trau muþte vorher eine Prufung dahingehend abge- legt haben, .5) sie befahigt ist, einen jungen Men- schen erzieher;sch zu beeinflussen. Auþerdem durften die Vierzehnjahrigen keinesfalls langer als 40 Stun- den in der Woche arbeiten, und die Haushalte muþ- ten standig som Jugendariilt oder von Gewerkschaften k-introlliert werden. Im ¸brigen ist es sicher in5glich. das w"re auch ein Ausweg aus der Berufsnot der mannlichen Jugend- lichen, den Schulen Lehrwerkstatten anzugliedern, in denen Jungen und Maudchen eine gute handwerkliche Ausbildung erhalten konnten. Warum sollte in Deutsch- land nicht nioglich sein. was in anderen L"ndern lanast allt"glich ist? Roth S. Hoftyzer nisses nicht Gegenstand von Tarifvertragen sein konnen. ware den Gewerkschaften der Einfluþ auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen, insbesondere der Arbeitszeit, die Dauer der Lehrzeit und nicht zuletzt die Hohe der Lehrlingsverg¸tung, entzogen, und der Lehrling ware weitgehend schutzlos. ,.Technische Tabellen und Formen." Von Ingenieur K Eschke und Oberingenieur L. Wollenberg. Wil- helm-Meyer-Verlag, Essen. Isenbergstr. 32. DIN A 5, 80 Seiten, brosch. 1.- DM, bei Abnahme von ot¸n Exempidren je Exemplar 0,80 DM. Bei Voreinsen- dung des Betrages portofreie Zustellung. Postscheck- konto: Essen 14 i07. Aus der F¸lle der technischen Formel- und Tabellen- sammlungen wird hier eine Sammlung angeboten. bei der man Preisw¸rdigkeit und Zweckmaþigkeit und sinnvolle Zusammenstellung best"tigen kann. Sie hat vot allen Dingen den Vorteil, daþ sie Gebrauchs- erl"uterungen f¸r die verschiedenen Tabellen enth"lt. so daþ auch derjenige, der solche technischen und mathematischen Tabellen nicht jeden Tag benutzt, immer eine gute Stutze besitzt. Neben den technischen Fachkratten kann sie vor allen Dingen auch Werk- meistern, Vorzeichnern u. a. empfohlen weiden. Die Brosch¸re enth"lt neben den ¸blichen Quadrat- und Kubikzahlen usw. von 1-1000 vor allem auch die lunf- stelligen Logarithmen von I-1000, die meistens in solchen Sammlungen nicht enthalten sind. Auþerdem sind alle f¸r die technische Arbeit notwendigen An- uaben aus der Geometrie, Trigonometrie und Stereo- metrie sowie spezifische Gewichte, Maþe. Formel- bezeichnungen, Gewindetafeln und Werkstofftabellen enthalten. Diese Formel- und Tabellensammlung kann jedem technischen Schaffenden sowie zur Verwendung in Kursen und Berufsschulen nur empfohlen werden. Fi. Herausgeber: Deutscher Gewerkschafts-Bund. Verlag: Bund-Verlag GmbH., K–ln. Breite Straþe 70, Telefon 7 91 88, 7 92 88. SchriftleItung: Hans Treppte. K–ln, Pressehaus. Ruf 7 91 88, 7 92 88. Fernschreiber: 038 562. Verlagsleitung: Georg Reuter. Erscheint alle 14 Tage. Bezugspreis viertelj"hrlich 85 Pfg. zuz¸glich 18 Pfg. Zustellgebuhr. Bestellung bei allen Post"mtern und Jugendfunktionaren. Unverlangt eingesandten Manu- skripten muþ R¸dcporto beigef¸gt werden. Druck: K–olner Pressedruck GmbH.. K–ln, Pressehaus, Breite Straþe 70. 15 , dp-, Bein 1 - Id l X Nil , v' ' 11m 17A
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